Experten: Moskau droht kritische Kommandokrise

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Die russischen Streitkräfte scheinen laut den Beobachtungen der ISW-Analysten in einer defensiven Position zu sein. Diese Annahme wird durch die Kritik des kürzlich entlassenen Generals gestützt. Schwierigkeiten innerhalb der Befehlsstrukturen könnten das russische Militär zusätzlich belasten.

Infolge der kritischen Anmerkungen des mittlerweile entmachteten russischen Generals Iwan Popow bezüglich der Kriegsführung in der Ukraine, identifizieren westliche Fachleute ernsthafte Probleme innerhalb Moskaus Führungsstrukturen. Popows Entlassung im Zuge seiner Beanstandungen und der hohen Verluste russischer Soldaten scheint die Vermutung zu stützen, dass die russischen Verteidigungsstellungen in der Ukraine „möglicherweise anfällig“ seien, wie in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) vermerkt wurde. Die Fachleute zitierten ihre vorherigen Bewertungen, die darauf hindeuten, dass die russischen Streitkräfte über keine Reserven für etwaige Rotationen verfügen. Sollte den ukrainischen Kräften bei ihrer Gegenoffensive ein Durchbruch gelingen, könnten die russischen Stellungen ohne Rückhalt dastehen, so die ISW-Experten. Sie rechnen zwar nicht damit, dass Popows Ausscheiden unmittelbar nur „geringfügige“ Folgen haben wird. Sie betonen jedoch: „Die zunehmend instabilere russische Befehlskette könnte zukünftig eine entscheidende Kommando- und Kontrollkrise hervorrufen, in der die Unterstützung der Feldkommandeure für das russische Militärkommando stetig abnehmen könnte.“

Es wurde festgestellt, dass sich Popow, der die 58. Armee in der besetzten ukrainischen Region Saporischschja kommandiert hatte, mit seiner Kritik auf eine Ebene mit anderen gestellt hat. Zum Beispiel hatte der Leiter der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, dem Generalstabschef Waleri Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu Inkompetenz vorgeworfen. Auch Popows Absicht könnte es gewesen sein, Gerassimow als Oberbefehlshaber für den Krieg gegen die Ukraine zu entmachten. Der Generalstabschef versucht jedoch, Kritik zu unterdrücken und sie nicht zu Kremlchef Wladimir Putin durchdringen zu lassen.

Laut den ISW-Experten sind die russischen Streitkräfte in der Defensive und bemühen sich, ihre Positionen zu verteidigen. In der Zwischenzeit führt die ukrainische Armee ihre Gegenoffensive an mindestens drei Frontabschnitten fort und erzielt in einigen Regionen Gebietsgewinne. Das Ziel der Kiewer Offensive besteht darin, alle Gebiete von der russischen Besatzung zu befreien – einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.