Köln kommt im DFB-Pokal nicht am Fußballmeister vorbei

DFB-Pokal 2024/2025
Viertelfinale
Bayer 04 Leverkusen – 1. FC Köln
Im DFB-Pokal-Viertelfinalspiel am Mittwochabend kochten zeitweise die Emotionen beider Mannschaften und Fans hoch. Kein Wunder, wenn man sich die Mannschaften betrachtet. Auf der einen Seite der Double-Sieger, der amtierende deutsche Fußballmeister und DFB-Pokalsieger von letztem Jahr, auf der anderen Seite der Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Köln. Wobei letzterer das letzte Mal vor 15 Jahren in den Genuss eines DFB-Viertelfinals kam. Damit war das klassische Derby zwischen den ewigen Konkurrenten am Rhein gesetzt.
Beide Mannschaften haben im bisherigen Turnierverlauf alle Spiele gewonnen. Bayer 04 Leverkusen hat gegen Jena (1:0), Elversberg (3:0) und den FC Bayern (1:0) gewonnen. Auf der Gegenseite bezwang der Kölner Traditionsklub Sandhausen (3:2), Kiel (3:0) und Hertha BSC Berlin (2:1).
Im DFB-Pokal will die Werkself von Erfolgstrainer Xabi Alonso natürlich den Titel verteidigen. Dafür musste in diesem Viertelfinalspiel der nächste Sieg her. Die Kölner hingegen, waren bedacht, für eine Überraschung zu sorgen. Ganz abwegig war das nicht. Personell gibt es bei Ihnen keine großen Verletzungssorgen und sie stehen sehr stabil als tabellenerster in der zweiten Bundesliga an der Spitze. Lediglich die Frage, ob Florian Kainz auflaufen kann, stand im Raum, erklärte der österreichische Trainer Gerhard Struber auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.
Klarer Favorit war eindeutig Leverkusen. Dass die Kölner dem Gastgeber nichts schenken werden, war auch klar. Zudem hatte der FC zur Unterstützung ihrer Elf, 4000 Fans im Gepäck.
Dennoch wäre alles andere als ein Sieg von Bayer 04 eine Riesenüberraschung in der Partie gewesen.
Im Vorfeld des Spiels verkündete Köln-Coach Gerhard Struber: „Man muss selbst an sich glauben, mutig sein, sich viel zutrauen. Wir wollen unsere Dinge in den Vordergrund bringen. Wir wissen, was wir tun können, das gilt es in Leverkusen unter Beweis zu stellen“.
Xabi Alonso hingegen erwartete von seinen Stars 100 Prozent Einsatz und das sie auch gegen die Nachbarmannschaft alles abrufen müssen, um zu siegen.
Der Spanier erklärte: „Pokal ist immer etwas Besonderes. Ein Viertelfinale gegen Köln? Wir geben Vollgas! Es wird ein Topspiel mit einer Top-Stimmung, auch wenn sie aktuell in der 2. Bundesliga spielen“.
Der Salzburger Gerhard Struber sah die Rollen klar verteilt. „Das ist eines der besten Teams in Europa. Diese Mannschaft zeigt einfach jeden Spieltag Raffinesse vom Allerfeinsten“, meinte er. Die Bewunderung zum Gegner formulierte er weiter mit Respekt: „Ob der deutsche Messi, der aus Köln kommt, oder Xhaka, der den Rhythmus vorgibt. Jeder bringt bestimmte Qualitäten mit“, sagte Struber. „Den 2020 aus der Domstadt nach Leverkusen gewechselten Florian Wirtz“, den er mit Messi verglich, „zu stoppen, wird eine der größten Aufgaben“.
Trotzdem führte er aus: „Wir haben eine neue Rolle. Es ist das erste Mal in dieser Saison, dass wir krasser Außenseiter sind. Wir werden alles, was uns möglich ist, in die Waagschale werfen, um den Gegner aus der Balance zu bekommen.“
Kurz nach Anpfiff der Partie, unterbrach der unparteiische jedoch das Spielgeschehen. Grund war, dass die Gäste aus Köln Pyro-Feuerwerk zündeten. Bald stand nicht nur der gesamte Kölner Block in dichtem Rauch, sondern nach kurzer Zeit, war fast das gesamte Stadion durch die Rauchentwicklung betroffen. Durch die eingeschränkte Sicht, war ein Weiterspielen unmöglich. Nach zehn Minuten verzog sich der Rauch und der Referee gab das Spiel erneut frei.

Hübers, Maina und Downs agierten sehr gut miteinander. Hübers passte zu Maina nach rechts, der nahm an, verzögerte im Strafraum kurz und gab den Ball in die Mitte zu Downs weiter. Der nahm direkt an und schloss aus 14 Metern. Der Schuss ging über das Tor ins aus.
In der 19. foulte Dominique Heintz, Florian Wirtz, der unsanft an den Beinen getroffen wurde. Dafür sah er die erste gelbe Karte in dem Spiel. Grimaldo fand mit einer weiten Flanke (21.) von der linken Seite, Schick im Strafraum, der kam zwischen zwei Abwehrspielern zum Kopfball. Der Ball ging rechts am Tor vorbei. Bis zu dem Zeitpunkt war es ein Spiel auf Augenhöhe.
Ab der 25. übernahm Leverkusen das Spielgeschehen. Die Kölner kamen aber trotzdem immer wieder zu guten Chancen. Auch Leverkusen bewies einige Aktionen. In der 30. bekam Grimaldo einen Freistoß. Aluminiumtreffer! Sein Schuss knallte an die Querlatte und sprang auf das Spielfeld zurück.
Frimpong und Wirtz kamen im Zusammenspiel immer wieder zu gefährlichen Möglichkeiten. Den Ball konnte bis dahin keiner im Netz versenken. Leverkusen erhöhte den Druck, aber auch der FC zeigte sich immer wieder Ideenreich und Klever. Dann kam das unerwartete: Ein langer Ball zu Maina. Der setzte sich gegen zwei Leverkusener durch und passte zu Ljubicic, der nach links zu Downs weiterleitete. Mit Geschick setzte er sich im Sechzehner durch und schob ins Gastgebertor ein. Dies geschah in Minute 10 der Nachspielzeit in Halbzeit eins.
Obwohl Leverkusen bis dahin eindeutig die überlegenere Mannschaft war, stand es 0:1 für Köln. Hincapie wurde in der 46. Minute für Tapsoba eingewechselt. Immer wieder kamen Wirtz und Frimpong gefährlich vor den Kasten von Schwäbe.
Aber auch Maina und Downs harmonierten sehr gut zusammen. Maina schickte erneut Downs auf Fahrt, der schloss aus einem spitzen Winkel ab. Das kann nicht sein dachten die Leverkusener. 0:2 für den FC in der 54. Minute. Der VAR überprüfte ein mögliches Abseits, gab das Tor aber dann doch. In der 60. wurde Tella für Buendia eingewechselt.
Nach gekonnter und kontrollierter Ballannahme schickte Wirtz, Patrik Schick auf die Reise (61.). Der Tscheche traf durch die Beine von Schwäbe zum 1:2. In der 64. sah Timo Hübers Gelb. Eine Minute später wurde Tigges eingewechselt. Downs musste weichen. Die Behandlungspause von Finkgräfe, nach einem Foulspiel, fand Xhaka zu lang und reklamierte (70.), dafür bekam er die gelbe Karte. Nach einigen Einwechselungen auf beiden Seiten und zwei gelben Karten, nämlich für Thielmann und auch den FC-Trainer, kamen die Leverkusener immer wieder zu nennenswerten Möglichkeiten. Aber das Tor fiel nicht. Die Zeit spielte für die Domstädter.
Es lief Minute sechs der Nachspielzeit, der zweiten Halbzeit. Noch blieben für die Werkself zwei Minuten Nachspielzeit, um der Misere zu entkommen. Tah kam aus der Drehung zum Abschluss. Der erfahrene Kölner Keeper Schwäbe hielt. Nach der vergebenen Tah-Möglichkeit war der Ball noch heiß. Frimpong auf der rechten Seite bekam den Ball vor die Füße. Der flankte in die Mitte. Dort stieg Patrik Schick hoch und traf per Kopf. Damit war der langersehnte Ausgleich perfekt. Es stand 2:2. Kurze Zeit später pfiff der Schiri auch diese Halbzeit ab.
Die Uhren wurden wieder auf null gestellt. Die Partie ging in die Verlängerung. Es gab zweimal 15 Minuten dazu. Die Kölner haben sich das sicherlich nicht gewünscht. Nachdem die Verlängerung angepfiffen wurde, suchten Frimpong, Wirtz, Grimaldo und Boniface das Siegtor. Alonso hatte ein gutes Händchen, als er in der 76. Victor Boniface einwechselte. Aus der linken Seite flankte nämlich Grimaldo ins Zentrum. Dort befreite sich Boniface derweil vom Kölner Spieler Schmied und bekam den Ball mit Druck ins linke Toreck.
Die Leverkusener Fans waren aus dem Häuschen. Sie hatten ein 0:2 gedreht zu einem 3:2. Und das nicht unverdient. Aber es wurde noch kurioser. In der 112. traf Rondic das Leverkusener Tor. Jedoch überprüfte der VAR die Szene. Womöglich hat Imad Rondic leicht im Abseits gestanden. Der Videoassistent bestätigte das. Der Kölner war im Abseits. Das Tor wurde durch den Schiedsrichter revidiert. Referee Willenborg verkündete die Abseitsstellung über die Stadionlautsprecher.
Die Kölner waren am Boden zerstört. Die Riesenüberraschung war zum greifen Nah. In den verbleibenden Minuten ging der Leverkusener Torhüter unnötig eine Gefahr ein, indem er von zwei Kölnern bedrängt wurde und den Ball nicht sofort aus der Gefahrenzone bekam. Tigges kam auch nochmal, wurde aber nicht gefährlich. Wegen Zeitspiels bekam Garcia auch noch die gelbe Karte gezeigt. Zwei Minuten wurde noch in der Verlängerung nachgespielt.
Trotz guten Spiels gegen den Titelträger, war Köln Leverkusen nicht gewachsen. Der Double Sieger zeigte einmal mehr seine Klasse.
Aufstellung
Bayer 04 Leverkusen
Kovář, Tah, Wirtz, Tapsoba, Schick, Buendia Stati, Grimaldo, Mukiele, Palacios, Frimpong, Xhaka
Trainer: Xabier Alonso
1. FC Köln
Schwäbe, Schmied, Heintz, Hübers, Martel, Ljubicic, Huseinbasic, Thielmann, Finkgräfe, Maina, Downs
Trainer: Gerhard Struber
Verletzte bzw. fehlende Spieler
Bayer 04 Leverkusen
– Belocian / Innenverteidiger (Kreuzbandriss)
– Terrier / Linksaußen (Achillessehnenriss)
– Adli / Linksaußen (Trainingsrückstand)
– Marsenic / Zentrales Mittelfeld (Kreuzbandriss)
1. FC Köln
– Kilian / Innenverteidiger (Kreuzbandverletzung)
– Uth / Mittelstürmer (Wadenverletzung)
– Lemperle / Mittelstürmer (Oberschenkelverletzung)
– Olesen / Zentrales Mittelfeld (Trainingsrückstand)
Schiedsrichter: Frank Willenborg
Assistent 1: Sascha Thielert
Assistent 2: Markus Schüller
VAR: Robert Schröder
1. Halbzeit
0 – 1 (45.+10) – Damian Downs
0 – 2 (54.) – Linton Maina
2. Halbzeit
1 – 2 (61.) – Patrik Schick
2 – 2 (90.+6) – Patrik Schick
3 – 2 (98.) – Victor Boniface
Nach dem Spiel und dem Pokal-Aus war die Enttäuschung bei den Kölnern groß. Gar von Arroganz war die Rede. Dominique Heintz erklärte nach dem Spiel bei der ARD: „Was da bei Leverkusen teilweise rumläuft, mit welcher Arroganz, da muss ich mich beherrschen, was ich zu sagen habe“, schimpfte er. Verbittert erklärte er weiter: „Was die reingerufen haben, wie die sich präsentiert haben und wie sie uns zum Schluss provoziert haben.“ Während eines anderen Interviews fuhr er fort: „Ich finde es schade, sie sind deutscher Meister und so eine gute Mannschaft, die haben es gar nicht nötig, uns nach dem Spiel so anzufallen und so arrogant zu sein“.
Der erfahrene Meistercoach Alonso nahm dem Thema die Energie, indem er nach der Aussage von Heintz erklärte: „Es war ein intensives Spiel von beiden. Ich habe keine Arroganz bei meinen Spielern gesehen. Sie haben gekämpft und gefeiert. Ich habe auch etwas gesehen, aber was auf dem Platz passiert, bleibt für mich immer auf dem Platz“.
Schlussendlich änderte das nichts an dem Ausgang. Bayer 04 Leverkusen erreichte als zweite Mannschaft nach VfB Stuttgart, die Augsburg besiegt hat, das Halbfinale des DFB-Pokals. Die letzten beiden Viertelfinal-Partien finden Ende Februar statt. Arminia Bielefeld empfängt Werder Bremen und Wolfsburg muss sich in Leipzig behaupten.