Zehntausende demonstrieren gegen Emmanuel Macrons Rentenreform

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Züge und Metros fallen aus, Lehrer bleiben zu Hause: In vielen Städten Frankreichs wird gestreikt. Die Proteste richten sich gegen die geplante Rentenreform.

Streiks im öffentlichen Personenverkehr, an Schulen und bei Energieversorgern haben in Frankreich das öffentliche Leben stark beeinträchtigt. In Paris, Nizza, Marseille, Toulouse, Nantes und anderen Städten gingen Zehntausende Menschen auf die Straße, nachdem am Montag in Frankreichs Parlament die Debatte um die Anhebung des Renteneintrittsalters begonnen hatte.

Die Demonstrantinnen und Demonstranten in Paris begannen ihren Protestmarsch an der Oper und trugen Plakate mit Aufschriften wie „Rette deine Rente“ und „Besteuert Milliardäre, nicht Omas“. Es blieb weitgehend friedlich, nur vereinzelt kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 17 Menschen fest. 

Der von Gewerkschaften organisierte Protest führte nach Angaben der französischen Bahngesellschaft SNCF zu erheblichen Störungen des Bahnverkehrs, einschließlich der Hochgeschwindigkeitsstrecken, internationaler Verbindungen nach Großbritannien und in die Schweiz sowie bei der Pariser Metro. Der Energieversorger EDF teilte mit, Streiks hätten zu vorübergehend geringerer Stromproduktion geführt, aber nicht zu Blackouts.

Zwei Drittel der Franzosen gegen die Rentenreform

Beim Mineralölkonzern Total Energies sind nach Unternehmensangaben mehr als die Hälfte der Belegschaft der Raffinerien nicht zur Arbeit erschienen. Nach Angaben des Bildungsministeriums beteiligten sich auch knapp 13 Prozent des Lehrpersonals am Streik – etwas weniger als am Protesttag vergangene Woche. Allerdings sind zurzeit auch in einem Drittel der französischen Regionen Schulferien.

In der vergangenen Woche haben sich Schätzungen zufolge insgesamt mehr als 1,2 Millionen Menschen an Protesten gegen die Rentenreform beteiligt. Diese gilt als eines der wichtigsten Vorhaben des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Doch knapp zwei Drittel der Französinnen und Franzosen sprechen sich in Umfragen dagegen aus.

Die Pläne sehen vor, das Renteneintrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre anzuheben. Längst nicht alle in Frankreich gehen heute jedoch mit 62 in den Ruhestand. Abschlagsfrei wird die Rente erst, wenn lange genug eingezahlt wurde – oder mit 67.

Inzwischen gibt es selbst in Macrons Fraktion Abgeordnete mit Vorbehalten, ebenso bei den konservativen Républicains, mit deren Stimmen die Regierung die Reform durchs Parlament zu bringen hofft. Regierungschefin Élisabeth Borne versucht nun, die Républicains mit Zugeständnissen zum Ja zu bewegen. Sie sagte, es gebe Spielraum für Änderungen, und zeigte sich überzeugt, dass sich die Regierung mit ihren Kritikern bei bestimmten Punkten einigen könnten.